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Auch im digitalen Zeitalter gehört die Weihnachtskarte zu Weihnachten wie die Geschichte vom Weihnachtsmann , der Tannenbaum oder das familiäre Essen mit einem guten Wein an Heiligabend. Trotz millionenfacher Versendung von E-Cards per E-Mail, sozialer Netze und spezieller Grußkarten-Portale bleiben der Kauf der papiernen Weihnachtskarte, ihre Be- und Unterschreibung per Hand und Verschickung per Post eines der wichtigsten Rituale der Menschen. Pünktlich zwei Wochen vor Weihnachten beginnt das große Verschicken. In diesem Zeitraum werden geschätzte 120 Millionen weihnachtliche Briefsendungen zugestellt, davon 80 Millionen Firmenweihnachtskarten. Das Weihnachtskarten-Ritual ist so selbstverständlich, dass sich kaum jemand fragt, wie es denn entstanden ist.
Wie so vieles, was unsere heutige Kultur ausmacht, wurde auch die Weihnachtskarte im 19. Jahrhundert geboren. In London beauftragte Sir Henry Cole im Dezember 1843 den Maler und Illustrator John Callcott Horsley, eine Weihnachtskarte mit der Textzeile „Merry Christmas and a Happy New Year to You“ zu kreieren. Die besten Wünsche zu Weihnachten und gleichzeitig zum Neuen Jahr, diese praktische Verbindung der eng beieinander liegenden Daten gab es bereits auf der ersten Weihnachtskarte. Erfunden hat Cole sie allerdings nicht, sie war bereits in den Weihnachtsbriefen gängig, die bis dahin verschickt worden waren.
Horsley, der beauftragte Illustrator, stellte bei der Gestaltung der Karte einen lockeren Zusammenhang mit kirchlichen Alltarbildern her, gestaltete ein ansonsten wenig religiös anmutendes Familienfest in einem von Reben umkränzten Laubengang. Die Weihnachtskarte war 5,7 x 3,3 Zoll, umgerechnet 14,47 x 8,38 cm groß und wurde damit eine für unsere heutige Vorstellung eher großformatige Sendung. Kurioserweise setzten spätere Gestalter die Illustration der Weihnachtsgrüße mit frühlings- und sommerhaften Motiven 40 Jahre lang fort. Weihnachtskarten mit religiösen Szenen wurden in Großbritannieren erst ab 1890 verkauft.
Der Preis der Grußkarte, von der Cole, der eigene eigene Lithografenanstalt besaß, 1.000 Exemplare drucken und handkolorieren ließ, lag bei 1 Shilling, einem für die damalige Zeit sehr hohem Preis. Cole fand allerdings schnell Nachahmer, die preiswerter produzierten und verkauften. Einen wichtigen Anteil am Erfolg der Weihnachtskarte hatte allerdings die Erfindung der Briefmarke, die zu diesem Zeitpunkt nur einige Jahre zurück lag und die Möglichkeit eröffnete, Sendung preiswert zu verschicken. Die erste aufklebbare Briefmarke Großbritanniens wurde am 01. Mail 1840 herausgegeben. Coles Weihnachtskarten wurden später zur begehrten Sammlerware, eine dieser Karten wurden im Jahre 2011 für einen Rekordpreis von umgerechnet 28.700 Euro versteigert.
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Einen weiteren Schritt zum Massenprodukt erlebt die Weihnachtskarte ab 1874 in den USA, als der deutsche Auswanderer, Drucker und Verleger Louis Prang mithilfe neuer Farbdrucktechniken die Qualtität und Auflage der Karten deutlich steigern konnte. Im Jahre 1880 verkaufte Prang mehr als fünf Millionen weihnachtlicher Grußkarten in den Vereinigten Staaten. Noch heute gilt er als Vater der amerikanischen Weihnachtskarte.
Den Durchbruch in Deutschland erlebte die Weihnachtskarte erst spät. Bis zum 1. Weltkrieg waren bei den Deutschen die sogenannten Wunschblätter zum 24. Dezember populär, hübsche Briefpapierbögen mit aufgedrucktem Schmuckrahmen, die in etwa den britischen Weihnachtsbriefen der Vor-Coleschen Ära entsprachen. Deutsche Weihnachtskarten werden ab 1890 hergestellt und drücken seitdem, sei es als Klappkarten oder im Postkartenformat, die hohe persönliche Wertschätzung des Absenders dem Empfänger gegenüber aus.